Kurzärmliges Männerhemd - Drama in vier Akten

Mein Mann: "Ich hätte gerne ein kurzärmliges Hemd von dir". Ich: "Na klar, kommt sofort. Lass dich ausmessen und ich konstruier dir eins." Haha, denkste... Beim Konstruktionskurs hieß es, dass Männerschnitte auf Grund einfacherer Silhouette (keine Brüste, keine Taille) viel leichter zu konstruieren wären. Achtung Spoiler: Wie man an den fertigen Fotos erkennen kann, hat es ja doch irgendwann funktioniert, aber es hat mich viele Nerven gekostet. Wenn ich für andere Leute etwas nähe, gebe ich mir noch mehr Mühe und wenn es ein Teil für den Liebsten werden soll, ganz besonders. Es musste also perfekt werden.

Mit der Konstruktion an sich will ich euch jetzt nicht lange nerven, aber folgendes ging schief.
Akt 1: Armloch viel zu klein, also das Armloch am Prototypen vergrößert und den Ärmel neu konstruiert.
Akt 2: Die Passe steht unschön ab.
Akt 3: Passe neu geformt und steht immer noch ab.
Akt 4: Herausgefunden, dass es gar nicht an der Passe, sondern der Schulternaht liegt. Ich musste von der ursprünglichen Konstruktion tatsächlich 4cm !!! Stoff bei der Schulternaht auf Seite des Armloches wegnehmen. Anscheinend ist die Schulterform meines Mannes ziemlich steil, ist mir bis jetzt nie aufgefallen. 


Nachdem das Drama nun endlich geschafft war, gings endlich ans Nähen. Wusstet ihr eigentlich, dass der Steg beim klassischen Hemdkragen auf der Knopflochseite einen Zentimeter länger ist? Gibt im Nachhinein ja auch irgendwie Sinn, wenn man den Knopf am Kragen auch schließen möchte. 


Die Innenseite des Stegs habe ich einfarbig gestaltet, weil das bei gekauften Hemden auch oft so gemacht wird und es gibt nochmal einen zusätzlichen Hingucker. 


Bei den Ärmeln habe ich mich für einen Umschlagsaum entschieden und diesen mit ein paar Stichen gesichert, damit er nicht mehr umklappen kann. 

An der vorderen Mitte habe ich die Knopfseite nur umgenäht, bei der Knopflochseite habe ich einen Beleg aufgenäht. Auch das habe ich an den bereits vorhandenen Hemden abgeguckt. 


Was mir dann außerdem noch an seinen Hemden aufgefallen ist: Fast alle haben französische Nähte. Weil mir das so unglaublich gut gefallen hat und das auch ziemlich ordentlich aussieht, wollte ich das auch unbedingt umsetzen. Ich habe also bei den Seiten- und Armlochnähten 1,5 cm Nahtzugabe zugeschnitten, erst ein Füßchen breit links auch links zusammengenäht, die NZG ganz knapp zurückgeschnitten und dann rechts auf rechts zusammengenäht. Anschließend habe ich diese dann zur Seite gelegt und nochmal festgesteppt. Das macht an den Ärmeln übrigens überhaupt keinen Spaß, aber ich werde es wieder tun. Stoff für ein zweites Hemd liegt auch schon bereit, die Konstruktion steht ja bereits. Was meint ihr? Kann ich das Hemd so nochmal nähen?

Eure NUHFFi

Verlinkt: Sew La La

Kommentare

  1. Ist toll geworden! Ja unbedingt nochmal wieder nähen! Ich habe auch schon mal ein Hemd für meinen großen Sohn genäht, hat mir auch viel Spaß gebracht. Leider durfte ich das beim MMM gar nicht zeigen, weil es nicht für mich selbst gewesen war, pff! Welche Konstruktionsgrundlage nimmst du denn? Ich habe dieses goldfarbene von Müller&Sohn und wollte eigentlich viel mehr schon daraus gemacht haben... Viel Spaß jedenfalls weiterhin beim Hemdennähen! Regina

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    1. Dankeschön. War mir nicht klar, dass man da wohl nur Sachen für sich selbst zeigen darf... Ich konstruiere auch nach Müller & Sohn, mein Buch heißt "Schnittkonstruktion für Damenmode"

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  2. Regina hat Recht. Tut mir leid, ich muss dich leider löschen.
    Lieber Gruß
    Elke

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  3. Ich finde das Hemd absolut toll, und ich denke, Dein Mann kann sich glücklich schätzen, wenn Du ihm noch so ein Exemplar nähst! Deine Änderungen sind super gelungen, und da hast Du ja viel Geduld aufgebracht. Ich frage mich, ob man aus dem Damen-Grundschnitt wirklich ein Hemd konstruieren sollte- gibt es da nicht Herren-Grundschnitte, die es einem einfacher machen? So ein Mann ist doch schon anders gebaut, mit dem breiten Oberkörper und so..
    Schade, daß Dein Beitrag gelöscht wurde. Ich finde, das müßte man beim MMM noch mal überdenken, daß keine Herrenmodelle gezeigt werden dürfen.
    LG Barbara

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    1. Liebe Barbara, vielen Dank für dein Lob. Logisch betrachtet, hätte es so eigentlich schon funktionieren müssen, die Konstruktion erfolgt ja anhand der vorhandenen Maße. Und wenn ich mir vorstelle, ich bin eine Frau mit breitem Oberkörper und flacher Brust, muss es ja auch gehen. Aber vielleicht lege ich mir doch mal den Band für Herrenmode zu.
      Das mit dem MMM verstehe ich auch nicht, bei DDD ist es aber das gleiche. Wo soll man so etwas dann zeigen? Das Teil wurde ja schließlich von mir genäht.

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  4. Hier kannst du Männersachen verlinken, in deinem Fall: http://fuersoehneundkerle.blogspot.com/2014/12/eure-werke-oberteile.html
    Die Konstruktion ist bei Herrenoberteilen einfacher. Leg dir gern mal ein entsprechendes Buch zu, du wirst es lieben. Wenn dein Mann es für sich selbst genäht hätte, dürfte er es auch bei MMM oder DvD zeigen absurderweise. Hin und wieder hat sich ja mal ein Mann verirrt. Aber wenn nur Frauen dort Leser sind, ist es für sie auch nicht so ergiebig, was Erfahrungsaustausch angeht und dann lässt man es bald wieder, was schade ist. Ich halte es für wenig förderlich für die Modeentwicklung, wenn es solche Beschränkungen gibt. Naja, manche Frau ist vielleicht auch froh, wenn es Bereiche gibt, wo man unter sich ist. Viele Grüße Regina

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  5. Ich zeige in meinem neuesten Beitrag gerade das Herrenkonstruktionsbuch, falls es dich interessiert.

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