Etuikleid Eigenkonstruktion

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Ich möchte gleich zu Anfang erwähnen, dass dieser Beitrag etwas ausufern könnte, ich nehme euch nämlich auf die Reise meines ersten eigenes Schnittes mit. Wer sich das also nicht antun möchte, steigt hier lieber aus. ;-)

DIE IDEE
Ich wollte ein schlichtes Etuikleid im Colourblocking-Stil aus Leinen konstruieren und nähen. Wenn man sich selbst einen Schnitt erstellt, steht man plötzlich vor so vielen Variablen und muss sich entscheiden: Wie soll der Halsausschnitt aussehen? Welche Verschlussart? Ärmel - Ja oder Nein? Wo und wie platziere ich die Abnäher? 

Halsausschnitt: Da war ich erst etwas unschlüssig. Zur Auswahl stand ein relativ hoher und flacher Rundhals und ein etwas tieferer Ausschnitt mit Kellerfalte, weil mir Falten einfach so gut gefallen. Es wurde dann aber doch der klassische Ausschnitt, weil ich die Befürchtung hatte, dass die Falte meinem schlichten Stil nicht gut tun würde.

Verschluss: Als Verschlussvarianten stehen im Allgemeinen Knöpfe oder Reißverschlüsse zur Verfügung, was sich bei einem Etuikleid dann von selbst klärt. Die einzige Überlegung, die man da noch anstellen kann, ist, ob der Reißverschluss im Rücken oder in der Seitennaht platziert werden soll. Nachdem die Ausschnittfrage bereits geklärt war und es ein relativ kleines Halsloch werden sollte, schied der seitliche Reißverschluss aus. Im Nachhinein war das sowieso die einzig sinnvolle Wahl, dazu aber beim Thema Abnäher mehr. 

Ärmel: Ein Etuikleid mit Ärmeln? Nein! Also doch, aber dann entweder Überschnittene oder Lange. Passte beides nicht zu meinem Kleid, also ärmellos. 

Platzierung der Abnäher: Ich wollte erst den Grundschnitt konstruieren und mir im Anschluss Gedanken dazu machen. 

DIE KONSTRUKTION:
Zuerst einmal habe ich den Grundschnitt Etuikleid konstruiert. An dieser Stelle möchte ich jedem, der sich mit der Konstruktion beschäftigen will eine Buchempfehlung aussprechen: Schnittkonstruktion für Damenmode von Guido Hofenbitzer. Im Juni war ich auf einem Konstruktionskurs, in dem wir nach dieser Anleitung einen Blusenschnitt erstellt haben und war so begeistert, dass ich mir das Buch gleich zugelegt habe. In meinem Bücherregal steht auch schon ein anderes Buch zum Thema Konstruktion, das kann diesem hier aber bei Weitem nicht das Wasser reichen. 


Nach dem Aufzeichnen des Grundschnittes wird dieser auf Seidenpapier abgepaust und die ersten Änderungen vorgenommen. In meinem Fall: Teilungsnähte bei Farbwechseln gestalten und Schulterabnäher verlegen. 

Etwas unvorteilhaft für das ganze Vorhaben war die Tatsache, dass ich den Stoff schon vor der Konstruktion gekauft habe und das relativ knapp kalkuliert. Das werde ich zukünftig definitiv nicht mehr tun, ich musste demnach die Konstruktion dem vorrätigen Stoff anpassen. Da stieß ich dann auf mein größtes Problem: vorhandener Stoff vs Schulterabnäher. 

Jedes Kleidungsstück aus Webware besitzt Schulterabnäher. Oft werden die allerdings in Form einer Passe weggemogelt. Das war auch mein Plan, was aber wegen dem bereits vorhandenen Stoff nicht ging. Eine Passe liegt im Normalfall im oberen Drittel der Armkugel. Hätte ich so weit oben schon von einer auf die nächste Farbe gewechselt, wäre mein Kleid zu kurz geworden, weil ich von jeder Farbe nur ca. 40 cm zur Verfügung hatte. Ich hätte natürlich eine Passe einfügen können und darunter nochmal die gleiche Farbe verwenden, das wollte ich aber nicht. Klassische Schulterabnäher wollte ich aber genauso wenig. 

Was also tun? Ich habe dann so lange in meinem schlauen Buch geblättert, bis ich die Antwort gefunden habe: Man kann die Schulterabnäher verschwinden lassen. Juhu, das war die Lösung. Voraussetzung hierfür ist eine Teilungsnaht in der hinteren Mitte. Gar kein Problem, da sitzt ja schließlich der Reißverschluss. 

DER PROTOTYP:
Sind die Änderungen am individuellen Schnitt, also dem Seidenpapier, vorgenommen, wird aus Nesselstoff ein Prototyp genäht.



Dann kommt die erste Anprobe und der Feinschliff. Ich musste meine Schulternaht verlegen, den Halsausschnitt und die Ärmlöcher anpassen. Nach Verlegung der Schulter haben natürlich die Halsausschnitte nicht mehr zueinander gepasst. Das waren dann so viele kleinere Änderungen, dass ich den oberen Teil meines Prototypen nochmal genäht habe. 

Hier am Foto könnt ihr die beiden Probestücke im Vergleich sehen. Rechts ist der ursprüngliche Prototyp und links nach den Änderungen. Jede Änderung muss natürlich auch wieder auf Papier übertragen werden. 


DAS NÄHEN:
Über das Versäubern habe ich mir natürlich schon während der Konstruktion Gedanken gemacht. Am Hals wollte ich mit einem Beleg arbeiten, bei den Armen habe ich mich hingegen für ein Schrägband entschieden. Das war übrigens eine Premiere für mich. Zwar habe ich schon mit Schrägband eingefasst, aber noch nicht gesäumt. War jetzt aber wirklich kein Hexenwerk. 

So sieht das gute Stück nun von innen aus. Vor dem Zusammennähen habe ich alle Kanten schön mit der Overlock versäubert. Bei den Rückenabnähern hatte ich etwas Angst. ob das wohl klappt mit dem Farbwechsel im Abnäher. Hier habe ich erst Ober- und Mittelteil zusammengenäht, die Nahtzugaben auseinander gebügelt und anschließend den Abnäher genäht. Weil ich ja wollte, dass mein hübsches Kleidchen absolut perfekt wird, habe ich sogar im Abnäher das Garn gewechselt. Total bescheuert, oder?


Und nun möchte ich euch nicht mehr länger auf die Folter spannen. Hier nun das gute Stück:


Anfangs hatte ich mal mit dem Gedanken gespielt, Nahttaschen einzuarbeiten, hab mich aber dann doch nicht getraut, weil ich die beim Prototypen vergessen habe und dann Angst hatte, die könnten im fertigen Kleid aufklaffen.


Mein Kleidchen hat übrigens noch keinen Namen und ich bin offen für Vorschläge. ;-)


Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und ich konnte euch ein bisschen inspirieren.

Eure NUHFFi

Stoff: Hilco Leinen

Verlinkt: Creadienstag, The Creative Lovers, Dings vom Dienstag, Du für Dich am Donnerstag, Sew La La



Kommentare

  1. Oh das Kleid ist aber toll geworden. Ich liebe Kleider und ein Etuikleid geht immer. Es steht dir super.
    Liebe Grüße
    Silke

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    1. Vielen Dank, liebe Silke. Ich habe versucht, das Kleid so zu gestalten, dass man es sowohl zu Feierlichkeiten, als auch in der Freizeit tragen kann und denke, dass mir das relativ gut gelungen ist.

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  2. Servus NUHFFi!
    Ich bin die Reise mit dir bis zu Ende gegangen und gratuliere dir zu deinem richtig schicken Etuikleid! Wegen der Namensfindung: spontan ist mir *Mivio* - in der MItte VIOlett - eingefallen. Dankeschön fürs Verlinken beim DvD und liebe Grüße
    ELFi

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    1. Freut mich, dass du durchgehalten hast ;-)
      Oh, das ist ein schöner Name. Keine Ahnung, wieso es überhaupt einen Namen braucht. Wahrscheinlich, weil man das einfach so kennt.

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  3. Hi Nuhffi, sehr schönes Kleid in tollen Farben, ich mag Color Blocking unheimlich gerne. Du has ein tolles Kleid konstruiert. Dem Namensvorschlag von Elfi kann ich nur zustimmen. Hab weiterhin eine kreative Zeit. LG Delia

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    1. Danke dir. Ich glaube, das ist mein erstes Teil in Colorblocking. Irgendwie bin ich dem Ganzen ausgekommen, als das vor ein paar Jahren total in Mode war.

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  4. Toll gemacht! Ich arbeite auch mit Hofenbitzer für meine Grundschnitte. Warum musstes Du Schulternaht und Halsloch nachträglich anpassen? LG

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    1. Auf dem Foto kann man es ein bisschen erkennen, dass sich der Winkel der Schulternaht etwas geändert hat. In dem Kurs habe ich das auch schon gemacht, weil meine Schultern nach vorne hängen und nachdem man die geändert hat, sind natürlich die Ausschnittkurven von Vorder- und Rückenteil nicht mehr in Balance. Das waren zwar nur ein paar Millimeter, aber es soll ja eine schöne Rundung sein.

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    2. Ok, danke! Ich ändere meine Schnitte auch für vorgeneigte Schultern. Mein Eindruck ist, dass das auch für die Ärmel dann recht wichtig ist. LG

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  5. Toll! Mich erinnern die Farben an Blaubeerjoghurt. Bei mir würde das Kleid dann auch so heißen. Willkommen im (ganz kleinen) Club der Schnitt-Selbermacher! Regina

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    1. Oh, Blaubeerjoghurt ist auch schön, vor allem schmeckt der auch lecker sommerlich ;-)

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